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07/2010
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Das Oberbergamt Rothenburg/S. (1772 – 1815) Teil II
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf „150 Jahre preußische Bergverwaltung im mitteldeutschen Bergbau. Festschrift aus Anlass des 150jährigen Bestehens des Oberbergamtes in Halle a. S.“, Halle 1922 „225 Jahre Oberbergämter und Bergbehörden in Halle an der Saale. Festschrift aus Anlass des 225. Jahrestages der Gründung des Magdeburg Halberstädter Oberbergamtes am 29. Dezember 1772 in Rothenburg a. S., aus dem 1815 das Oberbergamt in Halle a. S. hervorgegangen ist“, Hrg. Bergamt Halle1998.
F O R T S E T Z U N G Die anfängliche Sympathie der Bevölkerung für diese Reformen schlug jedoch wegen der Ausplünderung durch die Franzosen, wegen der Zwangsrekrutierung von Soldaten für die französischen Armeen und aufgrund des unrühmlichen Endes des ‚Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation’ bald in das Gegenteil um. Es entstand eine national patriotische Bewegung in Deutschland. Nach der Kriegserklärung Preußens an Frankreich am 16. März 1813 meldeten sich massenhaft Freiwillige zum Kampf gegen Napoleon. Auch 29 Rothenburger waren darunter, von denen 6 im Kampf fielen. In der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) wurde Napoleon besiegt. Noch im gleichen Jahr wurden das Königreich Westfalen aufgelöst und die napoleonischen Reformen aufgegeben. Unter König Friedrich Wilhelm III. erfolgte eine Restauration der preußischen Bürokratie. Ein neuer Anfang Wenige Tage nach der Völkerschlacht erging an den damaligen Direktor des Bergbezirkes Rothenburg in der Elbe-Division, Berghauptmann Christoph Ludwig Arnold Wille, ein am 22. Oktober 1813 in Halle erlassener Befehl des Königlich Preußischen Militärgouvernements, laut dem jegliche Verbindung zu Kassel, der Hauptstadt des Königreiches Westfalen, bei Todesstrafe verboten wurde. Wille wirkte von 1811 bis 1815 als Direktor des Oberbergamtes Rothenburg. Im November 1813 mussten sich sämtliche Beamten durch Unterzeichnung einer Ver-pflichtung in Gegenwart des Berghauptmannes Wille, „zur Treue und zum Gehorsam gegen des Königs von Preußen Mayestät verpflichten, den Befehlen der von Sr. Mayestät geordneten Behörden in allen ihren Dienstverhältnissen pünkliche Folge zu leisten“. Wille war es trotz der sehr unruhigen Zeiten im Jahr der Völkerschlacht gelungen, die Werke in Hoffnung auf bessere Zeiten in Betrieb zu halten. Er konnte dann in einem Bericht vom 1. November 1813 dem Königlich Preußischen Gouvernement mitteilen, dass die erzeugten Produkte einen Wert von 750.374 Reichstalern hatten. Bald wurden auch die im Jahr 1806 begonnenen Überlegungen zur Verlagerung des Oberbergamtes von Rothenburg nach Halle wieder aufgenommen. Im Februar 1815 erging die Anweisung des Finanzministers von Bülow , dass ein Provinzialbergkollegium, dem alle Berg-, Hütten- und Salinewerke zwischen Elbe und Weser unterstanden, in Halle eingerichtet werden sollte. Nachdem Berghauptmann Wille Anfang Februar 1815 nach Westfalen versetzt worden war, folgte ihm Oberbergmeister Franz Werner von Veltheim (Veltheim, in Rothenburg geboren, gehört zu den historisch wichtigen Persönlichkeiten des Ortes. Mit ihm wird sich eine spätere Ausgabe der ‚Rothenburger Geschichte(n)’ beschäftigen) in Rothenburg. Dieser wurde beauftragt, in Halle ein entsprechendes Dienstgebäude ausfindig zu machen und den Kauf in die Wege zu leiten. Um möglichst bald die französische Behördenorganisation zu beenden, schuf man vor der Wiedererrichtung des Oberbergamtes mit Verordnung vom 16. März 1815 als Provisorium eine „Oberbergamts-Commission zwischen Elbe und Weser“. Diese Kommission war bereits mit den gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet wie das ehemalige Niedersächsische Oberbergamt im Jahr 1802. Ihr unterstanden die Bergämter Wettin und Eisleben, das Privatbergamt in Altenweddingen, die Salzämter in Schönebeck und Halle , die Salinenadministration in Staßfurt, das Vitriolwerk in Wefensleben, die Berghandlung in Magdeburg und die Hüttenämter in Thale und Sorge. Vorsitzender der Kommission wurde Franz Werner von Veltheim. Am 28. März 1815 wurde an die Generalverwaltung des Salz-, Berg- und Hüttenwesens in Berlin die Übernahme der Geschäfte durch die Kommission gemeldet. Am 3. Oktober genehmigte der König die Übersiedlung der Kommission nach Halle mit folgendem Wortlaut: „Ihrem Vorschlage vom 29. des Monats gemäß will ich die Verlegung des ehemaligen Niedersächsischen Oberbergamtes von Rothenburg nach Halle hiermit genehmigen.“ Paris, den 3. Oktober 1815 gez. Friedrich Wilhelm Zwischenzeitlich hatte Veltheim auf der Suche nach einem Gebäude in Halle Erfolg. Am Domplatz fand er das noch heute vorhandene ehemalige Naefesche Haus (Abb.), die ehemalige erzbischöfliche Kammer, und kaufte es für 6600 Taler. Danach erfolgte die Übersiedlung, und die erste Sitzung in Halle fand am 6. November 1815 statt. Ab 1. Januar 1816 erhielt das Amt die Bezeichnung „Königlich Preußisches Obergamt des Bergbezirkes Sachsen“. Bereits am 16. Januar wurde es durch Allerhöchste Kabinettsorder umbenannt in „ Oberbergamt für die Niedersächsisch- Thüringischen Provinzen“. Aufgrund des nunmehr erweiterten Geschäftsbereichs des Oberbergamtes Halle wurde im Jahr 1865 in der damaligen Friedrichstraße (heute August Bebel Straße – Bibliothek der Martin-Luther-Universität) ein neues Amtgebäude errichtet. Hier noch die Direktoren des Oberbergamtes Rothenburg bzw. Halle/S.: 1772 – 1776 Le Petit 1806 - 1811 Johann Carl Ludwig Gerhard Mit dem Abzug des Oberbergamtes nach 43 Jahren Residenz in Rothenburg und damit der vielen Bergbeamten verlor der Ort spürbar an wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung. Dies wurde auch dadurch beeinflußt, dass ab 1819 die Schmelzhütte in ein Kupferhammerwerk umgebaut wurde, in dem weit weniger Menschen eine Beschäftigung fanden. Erwähnt sei, daß am 01.01.2002 das Hallesche Bergamt mit dem Bergamt Staßfurt und dem Geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt zu einem Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt (LAGB) verschmolzen wurden. Impressum: 500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a. d. Saale e.V., Am Kindergarten 11, 06420 Rothenburg/Saale Verantw.: P. Stuffrein
1776 – 1778 Friedrich Sigmund Waitz v. Eschen
1811 – 1815 Christoph Ludwig Arnold Wille
1778 – 1794 Carl Christian von Veltheim
1815 – 1835 Franz Werner von Veltheim
1794 – 1806 David Christian Eckardt