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03/2012
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Von der Mühle zur Näpfchenfabrik Die nachfolgenden Ausführungen beruhen u. a. auf einer am 2. August 1926 angefertigten handschriftlichen Aufzeichnung des letzten Direktors des Kupferhammer- und Messingwerkes Rothenburg Otto Grobecker vor der Stilllegung im Jahr 1927.
F O R T S E T Z U N G Die vierstöckige Näpfchenfabrik brannte 1922 durch ein Großfeuer völlig nieder, obwohl genügend Wasser aus der Saale zum Löschen vorhanden war und mehrere Feuerwehren im Einsatz waren. Durch das ölgetränkte Holz der Zwischendecken konnte sich der Brand außerordentlich schnell ausbreiten. Die in den einzelnen Stockwerken aufgestellten Stanzen stürzten alle in die unterste Etage, und das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern ab. Der Sachschaden war enorm. Dem damaligen Werkleiter Otto Grobecker hätte der Brand beinahe seine Stellung gekostet. Das Gebäude wurde nur mit dem untersten Stockwerk wieder hergerichtet, in welchem die Produktion von Messingblech wieder aufgenommen wurde. Die Näpfchenproduktion selbst wurde in die Metallwarenfabrik (ehem. Prinz Carlshütte – heute Werk I) verlagert. Die alten Stanzen wurden zum Teil wieder betriebsfähig gemacht bzw. durch Ankauf neuer Maschinen ersetzt. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise wurden auf Beschluss des Mansfelder Kupfer- und Messingwerkes Hettstedt 1927 die Betriebe in Rothenburg (Messingwerk und Metallwarenwerk) vollständig stillgelegt und demontiert; teilweise wurden Hallen abgerissen. Damit war die über 100 Jahre währende Geschichte des Kupfer- und Messingwerkes Rothenburg (seit 1819) beendet. Mit der Wiedereröffnung der Rothenburger Werke 1935 und in den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt: Zieherei, Lehrwerkstatt (vor Einzug der Lehrwerkstatt wurde in dem Gebäude eine Zwischendecke eingezogen), Konsumgüterfertigung, Werkstatt für Fremdfirmen. Heute steht das Gebäude leer.
Gelände des Messingwerkes – vom ehemaligen Mühlengebäude/ Näpfchenfabrik existiert nur noch die unterste Etage (Aufnahme von1925)
Innenansicht der untersten Etage nach dem Brand von 1922 – die wieder hergerichteten Walzgerüste zum Walzen der Messingbleche (Aufnahme von1925)