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09/2008

Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ( Fortsetzung )

Vom 1. April 1949 an übernahm die Deutsche Reichsbahn (DR) die Verwaltung und Nutznießung der ehemaligen Kleinbahnstrecke. Zunächst änderte sich nichts an der Betriebsführung. 1951 verkehrten zwischen Könnern und Rothenburg die ersten Triebwagen. Anfänglich rollte der VT 135549 der früheren Eisenbahn Bebitz-Alsleben, gefolgt vom VT 135540 der ehemaligen Genthiner Eisenbahn. Danach gelangte der vierachsige VT 137519 aus Salzwedel auf die Rothenburger Strecke. Aber bald wurden diese Fahrzeuge durch Triebwagen-Ersatzgarnituren, bestehend aus einer Kleinlokomotive und mit Kohleöfen ausgestatteten Beiwagen, ersetzt. Für den Güterverkehr mußten weiterhin Dampflokomotiven vorgehalten werden. Sämtliche Triebfahrzeuge gehörten zum Lokbahnhof Rothenburg , der anfänglich dem Bahnbetriebswerk Aschersleben und später dem Bahnbetriebswerk Güsten unterstellt war.

Bedeutender Güterverkehr

Mit dem weiteren Ausbau der Rothenburger Industriebetriebe stieg nicht nur der Güterverkehr auf der seit 1949 zum Nebenbahnnetz der DR gehörenden Strecke weiter an; es kam zunächst auch noch ein beachtlicher Berufsverkehr hinzu. Durch den expandierenden Omnibuslinienverkehr und den steigenden Individualverkehr wurde der Reiseverkehr auf der Strecke Könnern-Rothenburg unbedeutend, so dass die bis zuletzt täglich verkehrenden zehn Zugpaare noch kurz vor Beginn des Sommerfahrplanabschnitts 1963 entfallen konnten. Mit Wirkung vom 26.05.1963 wurde der Berufsverkehr Könnern-Rothenburg auf dem Schienenweg eingestellt. Dafür wurde der Omnibusverkehr weiter verstärkt. Gleichzeitig wandelte man die ehemalige Kleinbahn in einen Streckenrangierbezirk um, woran sich bis heute nichts geändert hat. Bald nach Einstellung des Reiseverkehrs erwarben die Draht- und Seilwerke sämtliche Hochbauten des Bahnhofs Rothenburg . In diesem Zusammenhang wurde auch der obere Mühlgraben zugeschüttet, womit sich die dortige Brücke als überflüssig erwies und 1964 abgerissen wurde. Auch ein Abriss der Brücke über den unteren Mühlgraben steht wegen Baufälligkeit bevor. Mitte der siebziger Jahre entstand auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik Könnern ein großes Kraftfuttermischwerk, das durch ein neues Anschlußgleis mit der ehemaligen Kleinbahnstrecke verbunden wurde. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands hat der Güterverkehr auf der Rothenburger Strecke kaum etwas eingebüßt. Im Frühjahr 1994 hat die Firma Heidkamp aus Herne den Oberbau zwischen Könnern und dem Werk für Betonfertigteile GmbH an der Georgsburg (heute Hoch- und Tiefbau/HTB Könnern) auf eine Länge von etwa 2,2 Kilometer völlig erneuert. Im Sommer 2007 erfolgte dann die komplette Erneuerung der Strecke Georgsburg- Rothenburg. Eine Einstellung des heutigen Anschlußbahnbetriebs zwischen Könnern und Rothenburg ist derzeit nicht vorgesehen, so daß auch in absehbarer Zukunft auf der Kleinbahntrasse von einst Übergabezüge anzutreffen sein werden.

Zunächst Zweikuppler

Wie bereits erwähnt, konnte für die während des 1. Weltkriegs eröffnete Kleinbahn Könnern Rothenburg keine fabrikneue Lokomotive beschafft werden. Durch Vermittlung der provinzialsächsischen Kleinbahnabteilung in Merseburg gelangten zunächst zwei zweifach gekuppelte Lokomotiven der Kleinbahn Gardelegen Kalbe (Milde) nach Rothenburg . Sie genügten bis Mitte der dreißiger Jahre den Anforderungen und wurden dann wiederum durch gebrauchte Zweikuppler ersetzt, die zuvor bei der Kleinbahn Bebitz Alsleben und der Stendaler Kleinbahn zuverlässig ihren Dienst versehen hatten. Schon bald nach Übernahme durch die DR dominierte die Dieseltraktion. Triebwagen und Kleinlokomotiven gehörten fortan zum täglichen Bild. Die letzten Dampfloks konnten schon Anfang der sechziger Jahre durch Dieselloks der Baureihe V 15 (später Baureihe 101, heute Baureihe 311) ersetzt werden . Die zu Kleinbahnzeiten alt gekauften Reisezugwagen setzte die DR recht bald auf anderen Strecken ein. Zwei Personenwagen scheinen nicht mehr in den Bestand übernommen worden zu sein, denn sie fehlen in den Umzeich- nungsplänen. Während von 1921 bis 1936 je ein Personen- und Gepäckwagen den Anforderungen genügte, mußten 1937 zwei und 1939 ein weiterer Personenwagen beschafft werden. Sie waren bei der Altmärkischen Kleinbahn, der Kleinbahn Annaburg Prettin und der Kleinbahn Ellrich Zorge durch den Einsatz von Triebwagen entbehrlich geworden. Bis 1949 zählten zum Bestand der Kleinbahn Könnern – Rothenburg stets nur zwei Güterwagen.
Eisenbahngeschichte Könnern – Rothenburg (Saale) – Teil II Die nachfolgenden Ausführungen beruhen auf einem Artikel von G. Zieglgänsberger in W.D. Machel, Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland, o.O., o.J., Sammlung
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