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12/2014
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Vom Weinanbau in Rothenburg Quellen : Dr Ferdinand Wilcke , Geschichte des Hüttenortes Rothenburg an der Saale,Rothenburg 1832; Bernhard Gremmler, Vom Weinanbau im Bernburger Saaleland, Bernburg 2000; Bernhard Gremmler, Chronik des historischen Weinanbaus im Landschaftsgebiet von Bernburg an der unteren Saale, Bernburg; Bildzeitung vom 29.09.2012, Bewiesen! Saalekreis hat den ältesten Weinstock;
Beginn vor 1040 Jahren Schon im Jahr 973 nennt eine am 22. Oktober von Kaiser Otto II. unterzeichnete Urkunde über einen Gütertausch Weinberge/Weingärten bei Alsleben und Schackstedt neben neun weiteren Siedlungen in der hiesigen Gegend. Damit ist gesichert, dass im unteren Saaletal die Rebe früher blühte als an der mittleren Saale bei Naumburg und Freyburg an der Unstrut. Diese Weinanbaugebiete traten erst im Jahr 998 ins Licht der Geschichte. Es war der Bedarf an Messwein, an Klosterwein, der die rebenbauenden Benediktiner-Mönche auf den Plan rief. Hinzu kam das Missionsstreben nach Osten über die Saale hin zu den zugewanderten heidnischen Slawenstämmen. Der dichte Standort von klösterlichen Einrichtungen in der Region zwischen Wettin und Calbe weist überzeugend darauf hin. Das Liebfrauenkloster in Magdeburg gelangte 1129 an den aufstrebenden Orden der Prämonstraten, die auch die Abteien zu Calbe (1131) und Cölbigk (1142) gründeten. Es waren also agile Klosterbrüder, die den Weinanbau hier ins Leben riefen. Der Kernsatz aus der Akte von 1161/1163 wirkt daher wie eine Gründungsmotto: „...partem montis Rodenburg et partem montis Honthrop vinetis complentandum...“ Übersetzt lautet dies:...die Gegend der Berge von Rothenburg und der Berge von Hondorf sind mit Weinstöcken zu bepflanzen... . Die Weinpioniere früherer Zeiten brauchten für ihre Pflanzungen drei unerlässliche Voraus-setzungen: Wasser, Hanglage und Südneigung. Nur als Hangweinanbau oder in verfeinerter Form als Terrassenweinanbau konnte in unserer Gegend (52 Grad Nördliche Breite) eine Rebpflanzung gedeihen. Der „wärmende Rücken“ des Hanges oder der Terrassenwand musste das Manko an Sonnenlicht und Wärme ausgleichen, unterstützt durch die maximale Sonneneinstrahlung, die nur in einer Südlage erreicht wird. Die Südlage schützte zugleich vor kalten Nord- und Ostwinden, die einer Rebpflanzung erheblich zusetzen können. Diese optimalen Bedingungen fanden sich an vielen Stellen im Flusstal der Saale. Alte Überlieferungen nennen bei Rothenburg drei Weinberge. Besonders eignete sich die Südseite der Alten Burg für den Weinanbau, wo urkundlich bereits 1150 eine Anpflanzung von Rebstöcken erfolgte. Über den Weinanbau in Rothenburg sind aus Urkunden folgende Informationen überliefert: 1150 Erzbischof Wichmann von Magdeburg tauscht mit dem Liebfrauenkloster in Magdeburg den Teil eines Berges gegen einen Weinberg zu Hondorf (wüste Ortschaft südlich des heutigen Amtes). 1161 Erzbischof Wichmann schenkt dem Liebfrauenkloster Teile des Berges zu bis Rothenburg und zu Hondorf, die mit Weinpflanzen zu besetzen sind und schenkt dem 1163 Kloster auch den Weinzehnten. 1173 Erzbischof Wichmann überlässt die Anhöhen von Burnene (das wüste Parnena zwischen Rothenburg und Könnern) seinem Getreuen Thiethard zum Betreiben von Weinbau. Thiethard ist damit der erste namentlich bekannte Weinbauer an der unteren Saale. 1194 Das Liebfrauenkloster kauft für zwei Mark Silber von Heinrich, Kämmerer von Seeburg, ein mit Weiden bestandenes Grundstück zwischen Saale und dem westlichen Saalberg und legt einen Weinberg an. 1197 Der Bischof von Halberstadt, Berthold Gardolf von Harbke, gibt dem Edlen Gero von Delitz einen Weinberg bei Rothenburg zum Lehen, den der Delitzer dem Jungfrauenkloster zu Gerbstedt weiter überlässt. 1381 Erzbischof Ludwig vergibt Lehen zu Rothenburg, u.a. drei Weinberge, welche sind: bis An der Burg, Die Breite und der Neue Weinberg. 1400 1398 Die Siedlung Wynheim wird erstmals erwähnt (Weinheim - südlich von Rothenburg am Eingang zur Nussgrund). 1401 Die Ritter und Brüder Heinemann, Koppe und Hans vom Thore erhalten vom Erzbischof Albert IV. u. a. das Lehen über den Weinberg An der Burg. 1750 Unter der wüsten Dorfstätte Hondorf nahe dem Amt ist ein Breitchen Acker am Berge, welcher der Weinberg genannt wird. Auch in den heute zu Könnern gehörenden Gründen (Teufelsgrund, Parnenaer Grund oder Berliner Grund, Pfaffengrund oder Pastorenstiefel) wurde in den früheren Jahrhunderten an den Südhängen ein ausgiebiger Weinanbau betrieben. Die Weinberge der hiesigen Gegend müssen einmal bei den damals Herrschenden sehr begehrt gewesen sein. Denn es entstand zunächst unter den Klöstern, dann unter den Bischöfen und später in Adelskreisen und im Bürgertum ein regelrechter Wettlauf um deren Besitz. Weinbergbesitz und Weinanbau wurden so über Jahrhunderte hinweg zum Statussymbol für Ansehen und für die Solidität von Hab und Gut. Höhen und Tiefen durchlebte der Weinanbau natürlich, Untergangsprognosen kursierten durch die Jahrhunderte: das Aufkommen des Bieres als Volksgetränk, Eiswinter, Kälteperioden. Das alles stimmte letztlich nicht. Der Weinanbau ging nicht unter, denn Adel und Bürgertum „verbeißen“ sich geradezu in den Erhalt ihrer Weinberge. Einen herben Einbruch erlebte der Weinanbau jedoch im 30jährigen Krieg, dessen gnadenloses Zerstörungswerk nahezu alle Weinberge der Region dahinraffte.
Weinbergkeller in der Teufelsgrund um 1907 Weinrunde im Weinbergkeller Teufelsgrund (um 1907)