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11/2018
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F O R T S E T Z U N G Mit der POS erfolgte eine Neugliederung der Unterrichtsfächer, die die Einrichtung von Fachunterrichtsräumen mit sich brachte. Das führte für Schüler und Lehrer zum mehrmaligen Wechsel der Unterrichtsräume. Mangels ausreichender Räumlichkeiten konnte das nach Biologie, Chemie, Physik, Geografie, Mathematik und Musik untergliederte Fachraumprinzip nicht durchgängig realisiert werden, und ein großer Teil des Fachunterrichts musste im angestammten Klassenraum stattfinden.Der Unterricht erfolgte nach zentralen staatlichen Lehrplänen; die POS wurde von der ersten bis zur zehnten Klasse besucht. Folgende Fächer wurden unterrichtet: Deutsch (Muttersprache, Rechtschreibung und Grammatik); Mathematik; Physik; Chemie; Biologie; Geografie; Geschichte; Staatsbürgerkunde; Sport; Kunsterziehung; Musik; Werken (Klassen 5 und 6) und polytechnischer Unterricht, Russisch (ab Klasse 5). Ab Klasse 7 wurde eine zweite Fremdsprache angeboten (meist Englisch oder Französisch, aber nicht als Pflichtfach; in Rothenburg/S. war es Englisch). Astronomie gab es nur für die zehnte Klasse. Zum polytechnischen Unterricht gehörten Werkunterricht im Werkenraum des Werks II und Schulgartenunterricht auf dem Gelände der heutigen Pappelstraße. Beide Fächer wurden bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Ab siebter Klasse gab es den Unterrichtstag in der Produktion mit den Fächern: Einführung in die sozialistische Produktion (ESP), produktive Arbeit (PA) und technisches Zeichnen (TZ). ESP und TZ wurden bis zur Eröffnung der Betriebsberufsschule des Draht- und Seilwerks am 01.09.1977 in Klassenräumen der Gemeindeschule erteilt, PA erfolgte im Draht- und Seilwerk. Ab 01.09.1978 wurde für die Schüler der neunten und zehnten Klassen das Fach „Sozialistische Wehrerziehung“ als Pflichtfach eingeführt. In 8 Doppelstunden pro Schuljahr wurden die Schülerinnen und Schüler über die Rolle der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, in Waffenkunde, über Waffengattungen, und die Verteidigungsaufgaben angesichts der militärischen Situation in Europa und der Welt informiert. Die zuständige Lehrkraft kam aus Halle; meist war es ein Mitarbeiter der Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises, der als Reservist der NVA in Uniform mit Dienstgrad auftrat. Später wurde in der Abteilung Volksbildung ein gesonderter Fachbereich „Wehrkunde“ geschaffen. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Jungen der Klassenstufe 9 in einem Wehrerziehungslager ausgebildet, das immer am Ende eines Schuljahres für vierzehn Tage in Stolberg/Harz im dortigen Pionierlager stattfand. Begleitet wurden sie von einem Lehrer der Schule, der nach Möglichkeit selbst Reservist war. Die Jungen wurden eingekleidet und erhielten eine vormilitärische Ausbildung, die von Offiziersschülern der Offiziersschule Löbau der NVA übernommen wurde. Die Mädchen der Klasse 9 erhielten in dieser Zeit in der Schule Rothenburgs/S. Unterricht in Zivilverteidigung. Ab 1959 war der Ausbau der POS in der DDR zügig vorangetrieben worden, auch im ländlichen Raum. Im Zuge dieser Entwicklung wurden kleinere Landschulen geschlossen, so auch im damaligen Saalkreis. Mit dem Bau von Wohnblocks in Rothenburg/S., 1978 an der Pappelstraße und 1980 auf dem Saalberg, erhöhte sich die Schülerzahl im Ort ständig. Damit stieg der Bedarf an Unterrichtsräumen und Lehrkräften. Waren es bis 1964 neun Lehrkräfte, erhöhte sich ihre Zahl danach auf zwölf und bald auf vierzehn; hinzu kamen zwei weitere Horterzieherinnen. 1981 war die Schließung der Schule in Dalena verfügt worden. Dort waren die Schüler aus Domnitz, Dornitz und Dalena bis zur achten Klasse unterrichtet worden, die der Schuljahrgänge neun und zehn in Löbejün. Im gleichen Jahr war beschlossen worden, in Rothenburg/S. eine Zentralschule (POS) zu errichten und in diese auch die Schüler der oben genannten Ortschaften einzubeziehen. Die vorbereitenden Arbeiten am neuen Schulstandort begannen 1982. Die ehemalige Gaststätte „Zur Post“ („scharfe Ecke“) und das Wohnhaus Karl Jungk samt Stallung und Scheune (ehemals Wettiner Str. 1) wurden zur Schaffung von Baufreiheit abgerissen., Nach zweijähriger Bauzeit, am 01. September 1984, wurde die neue Polytechnische Oberschule „Karl Liebknecht“ feierlich eingeweiht. Die bisherige Gemeindeschule („Alte Schule“) wurde für die Hortunterbringung der Klassen eins bis vier umgestaltet; die bisherige Hortbaracke wurde Lagerraum der Gemeindeverwaltung. Die Schüler aus den zugeordneten Ortschaften wurden mit Schulbussen nach Rothenburg/S. befördert. Waren zuvor insgesamt ca. 190 Schülerinnen und Schüler unterrichtet worden, so wurden es nach Inbetriebnahme der Zentralschule ca. 250; die Zahl der Lehrkräfte hatte sich auf 21 erhöht. Die neue Schule war auf das Modernste eingerichtet und mit den notwendigen Fach- und Vorbereitungsräumen ausgestattet. Vor allem war das Heizungsproblem gelöst: Mussten in der „Alten Schule“ täglich Großraumöfen mit Kohle befeuert werden, wurde die neue Schule mit Wärme aus dem Kesselhaus des Draht- und Seilwerkes versorgt. Diese POS blieb unverändert bis 1991 bestehen. In jenem Jahr wurde das föderale Schulsystem der alten Bundesländer eingeführt. Für das neue Bundesland Sachsen-Anhalt wurde neben anderen folgende Neuregelung getroffen: Grundschule vom ersten bis zum vierten Schuljahr, Sekundarschule vom fünften bis zum zehnten Schuljahr; Gymnasium vom fünften bis zum zwölften Schuljahr. In Rothenburg/S. wurde die bisherige POS in Grundschule und Sekundarschule getrennt. Von da an existierten zwei eigenständige Schulformen unabhängig voneinander im gleichen Gebäude. 1993 erhielt das Schulgebäude der Grund- und Sekundarschule eine Erdgasheizung, an die auch die „Alte Schule“ (Hort) angeschlossen wurde. Die Fernwärmetrasse vom Draht- und Seilwerk wurde abgebaut. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Ort Rothenburg/S. noch 1.484 Einwohner. Im Zuge einer Verwaltungsreform im August 1993 entschied sich Rothenburg/S. für eine Verwaltungsgemeinschaft mit Wettin. Die Orte Domnitz, Dornitz und Dalena schlossen sich Löbejün an; das heißt, die Schüler dieser Orte mussten nunmehr die Sekundarschule in Löbejün besuchen. Von da an war der Niedergang der Sekundarschule Rothenburg/S. besiegelt. Durch hereinbrechende Arbeitslosigkeit bedingte Abwanderung vieler Einwohner verringerte sich selbstverständlich auch die Schülerzahl. Die Schulbehörde des Saalkreises ordnete die Schließung der Sekundarschule Rothenburg/S. an. Seit 1993 kooperierte die Rothenburger Schule mit der Sekundarschule Wettin. Lehrer pendelten täglich zwischen beiden Orten. Erste Klassenstufen wurden nach Wettin verlegt. Ab August 1995 erfolgte schließlich der Unterricht für alle Sekundarschüler in Wettin. Ein erster Abschnitt der Rothenburger Schulgeschichte war damit beendet. Die Grundschule bestand bis 2003 in verkleinerter Form fort. Dann schloss auch sie ihre Pforten. Nach mehr als 400 Jahren endete der Schulunterricht in Rothenburg/S.. Impressum: „500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale“ e.V., Am Kindergarten 10, 06193 Stadt Wettin-Löbejün, Verantw. Ausgabe Nr. 47 : W. Klimpel
Schule in Rothenburg a.d. Saale (Von den Anfängen bis zu ihrem Ende)