58
14
4
12/2021
zurück zurück weiter weiter
Die Anfänge Die Schifffahrt auf der Saale ist tausend Jahre alt; die Stauwehre im Saalelauf sind örtlich noch älter. Anfangs gab es keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Schiffbarkeit im Fluss und dem Aufstau. Den ursprünglich sehr kleinen und antriebslosen Kähnen und ebenso den Flößen genügten die Breiten, Tiefen und Krümmungen des Flussbettes im Allgemeinen; am ehesten störten angeschwemmte Bäume sowie abbrüchige Ufer. Erst im Mittelalter ergab sich mit dem zunehmenden Transport auf nunmehr größeren Schiffseinheiten die Notwendigkeit, vorhandene Wehre befahrbar zu machen und die Stauwirkung für größere Tiefgänge auszunutzen. Das war der Anfang eines jahrhundertelangen Gewässerausbaus hin bis zum modernen Verkehrswasserbau. In seinem Rahmen wird das Gefälle in eine Folge von Staustufen umgewandelt. Die Stufenbauwerke sind ein Stauwehr sowie in der Regel ein Kraftwerk mit Nebenanlagen (Fischaufstiege, Bootswege u.a.) und ein oder mehrere Schiffsschleusen. Die Wehre sind an der Saale ursprünglich zur Ausnutzung der Wasserkraft angelegt worden, um aus dem Energiepotential (Durchfluss mal Gefällehöhe) die Drehbewegung eines Mühlrades (wandelbar in andere mechanische Bewegungen) zu erzeugen. Viel später wurden statt oberschlächtigen oder bei kleinerem Gefälle unterschlächtige Wasserrädern in den Mühlen mehr und mehr Turbinen zur Erzeugung elektrischer Energie eingebaut. Das Wehr in Alsleben ist bereits im Jahr 941 errichtet worden und gilt als ältestes deutsches Mühlenwehr an einem größeren Fluss. Die Wehre jener Zeit bestanden aus in den Grund gerammten Pfählen, Buschwerk und Steinpackungen. Durch Hochwasser, besonders in den Jahren 1546, 1565, 1599, 1608, 1658, 1694, 1698, 1709, 1799 und 1830 mussten die Wehre immer wieder erneuert werden. Bei allen Instandsetzungen wurde der Standort der Wehre jedoch nicht verändert. Am Kloster Gottesgnaden bei Calbe z.B. ist aus jener Zeit eine Wassermühle nachweisbar, in deren Mühlgraben 1150 ein Freigerinne zum Durchfahren von Schiffen eingebaut worden sein soll. Im 12. Jahrhundert wurden urkundlich mehrere Saalewehre erwähnt, und 1366 sollen an den Stauen bereits hölzerne Schleusen bestanden haben. Es handelte sich hierbei aber nicht um richtige Schleusen wie die heutigen Kammerschleusen, sondern vielmehr um Flutrinnen oder Schiffsdurchlässe. Durch diese mittels Stautafeln verschließbaren Wehröffnungen konnten die Fahrzeuge talwärts mit der Strömung treiben und mussten bergwärts mühsam mit Seilwinden gezogen werden. Die Situation in Rothenburg Die erste Mühle in Rothenburg wurde im Wilden Busch kurz unterhalb des Wehres errichtet. Johann Christoph von Dreyhaupt (1699-1768) schreibt in seiner 1750 erschienenen Chronik über den Saalkreis, dass zu seiner Zeit noch ein Stück des Mühlgrabens zu sehen war. An dieser Mühle führte der sogenannte Eselsweg an den Bergen entlang von Brucke nach Nelben. Über den Mühlgraben führte später nach Aufnahme des Schmelzbetriebes in der Hütte Rothenburg eine Brücke, die sogenannte Steinerne Pforte. Diese diente dem Transport des Kupferschiefers und der Holzkohle zur Schmelzhütte. Sie verschwand jedoch bei den Bauarbeiten zur neuen Schleuse in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde begonnen, die Wehre mittels großer Steine zu errichten. Am Ende des 19. und zunehmend im 20. Jahrhundert sind die festen Wehre oberflächig mit Betonkappen befestigt und zum Ober- sowie auch zum Unterwasser senkrecht mit Spundwänden (Holz oder Stahl) stabilisiert worden. Mit der seit altersher praktizierten Bauweise des festen Wehrkörpers ist eine hohe Abflussleistung bei Hochwasser garantiert. Das war und ist bedeutsam im Hinblick auf die Standfestigkeit der Anlage selbst und für die abnehmende Stauhöhe bei extremen Abflüssen. Noch heute wirken die festen Saalewehre so, dass bei Extremhochwässern nur noch ein Unterschied von wenigen Zentimetern zwischen Ober- und Unterwasser besteht, somit keine Verschärfung der Situation eintritt. Das wurde schon immer begünstigt durch die schräge Lage der Wehre zur Flussachse, wodurch die überströmte Wehrlänge örtlich das Doppelte der Flussbreite beträgt. Am Wehr in Rothenburg ist dies besonders deutlich zu sehen. Die Stauhöhen am Wehr Rothenburg betrugen 1898: Bei Niedrigwasser 2,51 m „ Mittelwasser 1,68 m „ Hochwasser 0,02 m Durch den Ausbau der Saale 1932 bis 1942 für das 1000-t-Schiff haben sich die Stauhöhen infolge von Profilerweiterungen, Tiefenbaggeungen und Flussdurchstichen örtlich verändert.
Zur Geschichte der Stauwerke auf der unteren Saale Quellen : - Vereinigte Schiffervereine von Alsleben und Umgebung „Undine“ e.V., Die Saale – Das blaue Band, das sich durch Sachsen-Anhalt zieht, Alsleben 2006 - P. Stuffrein, Zeittafel der Geschichte von Rothenburg an der Saale, Rothenburg 2020
Steinerne Pforte um 1920 Blick auf das Wehr Rothenburg - um 1930 So beläuft sich der Höhenunterschied am Wehr Rothenburg bei niedrigstem bzw. bei mittlerem Wasserstand auf 3,10m bzw 2,50 m. Die Unterhaltung der Wehre unterlag nach Angaben des ELBSTROMWERKES 1898 den Unternehmen, welche die Wasserkraft ausnutzten. In Rothenburg waren dies ehemals die Mühle, die Schmelzhütte, das Messingwerk und der Kupferhammer und auch noch das Drahtwerk bis zur Stilllegung der Turbine etwa 1961. Auf der Wehrkrone befanden sich umklappbare Stahlstützen. Bei Bedarf konnten davor Planken zur Erhöhung des Wasserstandes oberhalb des Wehres gesetzt werden, um die Wasserräder im Werk bzw. die Turbine besser mit Wasser zu versorgen. Diese Stützen erlaubten es auch, mittels aufgelegter Bretter trockenen Fußes das Wehr zu überqueren. Am 23. November 1944 verunglückte bei der Entfernung der Planken bzw. Bretter ein Betriebsangehöriger. Er rutschte auf dem Wehr aus und ertrank in der Saale. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass in DDR-Zeiten alle 18 festen Wehre zwischen Merseburg und Calbe, Stück um Stück, zwischen 1948 und1971 vom Wasserstraßenamt Halle saniert wurden. 1962 wurde das Saalewehr Rothenburg völlig erneuert. Die Arbeiten wurden in zwei Bauabschnitten realisiert, wobei jeweils eine Hälfte des Wehres mittels Spundwänden trockengelegt wurde. Es erfolgte das Einrammen von Spundwänden ober- und unterhalb des Wehrkörpers. Bei diesen Arbeiten wurden auch die auf der Wehrkrone befindlichen umklappbaren Stützen beseitigt. Zur Schleuse Jeder Flusslauf, an dem Wehre vorhanden sind und auf dem Schifffahrt betrieben wird, benötigt auch Schleusen. Nach dem im Mittelalter sehr oft durch Hochwasser und Eisgang die damaligen primitiven oftmals zerstört wurden, wurde durch Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713, ab 1701 König von Preußen) am 13.Juli 1694 in Halle-Trotha der Grundstein zum Bau der ersten steinernen Schleuse an der Saale gelegt. Bis 1698 erfolgte an der Saale zwischen Halle und Calbe der Bau von sieben neuen Schleusen. Die Schleuse Rothenburg ging 1698 in Betrieb.