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12/2009
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Metallwerk Friedrich-Ottohütte Otto Zahn, Rothenburg (Saale) (Episode eines Unternehmens) Nachfolgende Ausführungen beruhen auf Dokumenten im Privatbesitz der Familie Zahn/Fröhlich und auf Tarlatt, E., Erinnerungen an die Familie Zahn, Rothenburg 1999.
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Vor fünfzig Jahren, im Dezember 1959, schloß die Firma Metallwerk Friedrich-Ottohütte Otto Zahn in Rothenburg am Burgberg 18 ( heute gemeindeeigene Turnhalle) ihre Pforten. Wie bereits der Firmenname sagt, sah sich der Gründer in der Tradition der metallverarbeitenden Industrie des Ortes, die mit der Errichtung einer Kupferschmelzhütte 1413 ihren Ausgang genommen hatte. Mit ihr war bekanntlich Rothenburg/S. über die Jahrhunderte zu einem bedeutenden Industriestandort im Saalkreis geworden. Bis heute prägt sie den Charakter des Ortes. Die unmittelbaren Gründe für die Schließung des angesehenen und gut gehenden Metallwerkes (im Folgenden Firma Zahn genannt) waren vielfältig. Ins Gewicht fiel in erster Linie der unerwartet frühe Tod von Otto Zahn im Dezember 1950. Nachhaltigen Einfluß auf das Schicksal des Betriebes hatten auch die in der sowjetischen Besatzungszone und mit der Gründung der DDR 1949 geschaffenen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese waren für privatwirtschaftliches kreatives Unternehmertum nicht förderlich. Besondere Erschwernisse erwuchsen für spezialisierte private Unternehmen in metallurgischen und Maschinenbaubereichen aus Problemen der planwirtschaftlichen Materialbereitstellung. Nicht zuletzt erhöhte massenhafte Westflucht, deren Sog auch der von den Zahn’schen Erben eingesetzte Geschäftsführer folgte und die sich Ende der 50er Jahre beschleunigte, die allgemeine Verunsicherung der privaten Unternehmer in der DDR und bedeutete hier im konkreten Falle das Ende des Betriebes. Der Ingenieur Otto Zahn (10.02.1900 25.12.1950) hatte im Mai 1932, als die Wirtschaftskrise mit ihrer Massenarbeitslosigkeit in Deutschland auf dem Höhepunkt war, begonnen, eine selbständige Existenz aufzubauen. Wie so Vielen in dieser Zeit war ihm von der Landelektrizität GmbH / Überlandwerk Saalkreis-Bitterfeld in Halle/S. gekündigt worden. Dort war er ab 1926 als Elektroingenieur angestellt und neben anderem für Entwurf und Ausführung von Transformatorenstationen (von denen viele heute noch im Saalkreis stehen) zuständig gewesen. In einem angemieteten Schuppen auf dem Gelände der 1840 - 42 gegründeten und 1927 stillgelegten Prinz-Carlshütte Rothenburg richtete er seine erste Werkstatt ein. Hier begann er zunächst mit der Produktion von Buntmetall-Schweißstäben ( vor allem vierkantige, mit Flußmittel gefüllte Messing- und Bronze-Hartlötstäbe; ummantelte Schweißelektroden und flußmittelgefülltes, silberhaltiges Bandsägelot). Nebenher betrieb er noch ein Gewerbe als Elektroinstallateur ab November 1932. Der Werkstatt-Schuppen wurde ihm Anfang 1934 von der Mansfeld AG gekündigt, da deren Rothenburger Werke wieder in Betrieb genommen werden sollten. Notgedrungen mußte sich Otto Zahn nach einer anderen Produktionsstätte umsehen. Er fand am heutigen Burgberg 18 ein geeignetes Gelände, das er als Ödland von der Domäne Rothenburg zunächst pachtete und später kaufte. Dort errichtete er am Fuße des Burgbergs eine für ihre Zeit moderne Werkhalle. Hier konnte er ab 15. November 1934 mit Hilfe der von ihm entwickelten und erprobten Maschine die Herstellung von gefülltem Messinglötband erfolgreich steigern. Der Versand der in beachtlichen Größenordnungen nachgefragten Fertigprodukte erfolgte per Bahn über Könnern. Handelsagenten und Provisionsvertreter sorgten für einen breiten Absatz der Produkte nicht nur in Mittel-, sondern auch in Westdeutschland. Auch aus der Schweiz und aus Griechenland wurden die Erzeugnisse geordert. Die für die ursprüngliche Kernproduktion benötigten Roh- und Werkstoffe kamen ebenfalls per Bahn vor allem aus Mansfeld, Leipzig, Berlin und Olpe (Westfalen). Dabei handelte es sich insbesondere um Rundmessingstangen in Dreh-, Fräs- und Bohrqualität, um Sechskantmessingstangen, blankgezogene Kupferstangen und um Vierkantkupfer. Die Geschäfte liefen so erfolgreich, daß Otto Zahn schließlich sein Gewerbe als Elektroinstallateur weitgehend aufgeben mußte und über 10 Beschäftigte einstellen konnte. 1938 baute er oberhalb des Betriebsgeländes ein Wohnhaus für seine Familie und Eltern.
Der Firmeninhaber im November 1945